„Steine zum Sprechen zu bringen“, darin sieht Bodenarchäologe Dr. Jürgen Kneipp vom Büro Erdreich aus Züschen seine Aufgabe. Im Moment versucht er gerade den Steinen, die unter der Grasnarbe rund um die Klosterkirche Spieskappel im Verborgenen schlummern, das Sprechen beizubringen. Helfen tut ihm dabei der Geophysiker Richard Vogt aus Frankfurt, der mit technischem Gerät angerückt war, um eine geophysikalische Prospektion der archäologischen Befundstrukturen durchzuführen. Dahinter versteckt sich ein Apparat, der mit Hilfe eines elektrischen Verfahrens, Spannung im Boden erzeugt. Anhand des gemessenen Widerstandes lässt sich erschließen, wo Steine, Mauerreste und anderes im Erdreich verborgen liegen. Ergänzend kommt ein Bodenradargerät zum Einsatz, das Wellen aussendet. Die Reflexion der Wellen lässt weitere Details früherer Bebauung sichtbar werden. Aus diesen Daten werden dann Karten erstellt, die den Befund der im Boden versteckten Mauern aufzeigen. An zwei Tagen war Richard Vogt tätig ist dabei auf zahlreiche Grundmauern im Bereich des ehemaligen Klosters Spieskappel gestoßen.

richardvogt
Bild: Geophysiker Richard Vogt mit Untersuchungsgerät auf der Suche nach Grundmauern des Kreuzganges im Klosterpark Spieskappel.

Die Klosteranlage Spieskappel stammt ursprünglich aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Sie stellt in ihrer Dimension eines der hervorragendsten romanischen Gebäude in Nordhessen dar. Das Kloster wurde nach über hundertjähriger Bauzeit 1255 fertig gestellt und eingeweiht und unterstand bis Mitte des 16. Jahrhunderts dem Prämonstratenserorden. Als Evangelische Pfarrkirche war sie danach zu groß. So wurden große Teile der Anlage und auch Teile der Kirche selbst niedergelegt. Die Steine fanden in anderen Bauwerken in Spieskappel und auch für den Bau des Schlosses in Ziegenhain Verwendung. Durch die geophysikalische Untersuchung werden die verschütteten Reste dieser großen Anlage erkundet. In einem zweiten Schritt sollen einzelne Elemente freigelegt werden. Dazu sind archäologische Projekttage unter Anleitung von Dr. Jürgen Kneipp mit Schülern und anderen interessierten Personen nach den Sommerferien geplant. Sie sollen Grabungen durchführen, die genauere Aufschlüsse über die Dimension der ehemaligen Klosteranlage geben. Kneipp ist sich sicher, dass so manche Geheimnisse aus der Klosterzeit zu Tage gefördert werden können, von denen Legenden über das Kloster erzählen. Hier kann Geschichtsunterricht spannend und konkret vor Ort geschehen.

Als Vorbereitung auf die Grabungen wird am 17. August um 17.00 Uhr vor Ort von Dr. Jürgen Kneipp und Richard Vogt die Ergebnisse der geophysikalischen Bodenuntersuchung der interessierten Öffentlichkeit an der Klosterkirche Spieskappel präsentiert. Die Ergebnisse der Grabungen werden am Tag des offenen Denkmals am 9. September gezeigt werden.

Die Untersuchungen und Grabungen finden im Vorfeld der geplanten großen Sanierung der Klosterkirche Spieskappel statt, die für die nächsten Jahre vorgesehen ist. Diese Vorarbeiten konnten nur dank großzügiger Unterstützung der Volksbank Schwalm-Eder, die die gesamten technischen Untersuchungen in Höhe von 2000,-€ finanzierten, der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck und anderen Geldgebern durchgeführt werden. Für die Grabungen mit den Schulklassen werden noch weitere finanzielle Förderer gesucht. Diese können sich direkt an das Evangelische Pfarramt Spieskappel, Telefon 05684-421 wenden. Auch Privatpersonen können durch die Mitgliedschaft im Förderverein Romanisches Kloster Spieskappel e.V. oder durch Spenden die archäologischen Untersuchungen und die anschließende Sanierung unterstützen. Weitere Informationen im Evangelischen Pfarramt Spieskappel oder beim Förderverein Romanisches Kloster Spieskappel e.V., Bilderfeld 15, 34621 Frielendorf.

Spendenkonten:
Kreissparkasse Schwalm-Eder , Konto-Nr. 0222005704, BLZ 52052154,
VR-Bank Schwalm- Eder , Konto-Nr. 4126076, BLZ 52062601

 

Am Beginn der Untersuchungen und Grabungen vor der Klosterkirche Spieskappel.
bodenuntersuchung

Auf dem Foto von links: Bodenarchäologe Dr. Jürgen Kneipp, Architekt Helge Schröder, Kirchenführer Karl Schmidt, Michael Bellmann vom Vorstand des Fördervereins Romanisches Kloster Spieskappel, Gertrud Dittschar vom Kirchenvorstand, Pfarrer Marco Firnges, Geophysiker Richard Vogt, Kirchenvorsteher Erhard Rohde und Karl-Heinz Gräser, Vorstand VR-Bank Schwalm-Eder, dem für die großzügige Spende zur Durchführung der Bodenuntersuchungen gedankt wurde.